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"die Natur schießt den Künstler wie einen roten Vogel in die Menschen hinein"
Acryl, Kreiden und Stifte / auf schwarzem Bütten, 112 x 76 cm 1996
Roland Bentz 75
"looking back II"
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Vernissage
am Sonntag den 14. September 2025 um 15.30 Uhr
Begrüßung: Heike Renz
Laudatorin: Dr. Isabel Skokan
Klangwerktheater: Steffen Moddrow
 
Einladung zur Vernissage
im Amtsgericht
70372 Stuttgart Bad-Cannstatt
Badstraße 23
Öffnungszeiten:
Die Ausstellung kann von Montag bis Donnerstag zu den Dienstzeiten des Amtes
von 9:00 - 11:30 und 13:30 - 15:30
besichtigt werden.
Roland Bentz ist bei der Vernissage persönlich anwesend.
Unter der Nummer 07142 62578 können weitere Termine vereinbart werden.
eMail: roland.bentz@t-online.de
Begleittext zu "die Natur schießt den Künstler wie einen roten Vogel in die Menschen hinein"
Ein Zwischenfall auf dem Steinäckerle!
Es gibt Bilder, die wirken wie beiläufige Begegnungen – und dann gibt es solche, bei denen man den Verdacht hat, sie seien von der Natur höchstpersönlich in die Welt geschleudert worden. Das Acrylbild von Roland Bentz aus dem Jahr 1996 – gemalt auf schwarzem Bütten, jenem edlen Papier, das von Natur aus zur Feierlichkeit neigt – gehört zweifellos zur zweiten Sorte.
Was man sieht? Einen roten Vogel, der aussieht, als sei er eben erst mit Karacho aus einem inneren Vulkan geschleudert worden, auf einen Tisch in mitten eines lädierten Gartenhäuschens mit vieldeutigen Spuren menschlicher Anwesenheit. In der rechten Bildhälfte hält er einen Pinsel mit gelber Farbe – ob der Vogel damit malte oder der Künstler ihm nur höflich den Platz geräumt hat, bleibt offen. Im Hintergrund: die Ruine Sachsenheim bei Untermberg, stumm, felsig, wach. Als wolle sie sich das Spektakel aus sicherer Entfernung anschauen – aber nicht zum ersten Mal.
Doch es ist nicht irgendein Vogel. Es ist der rote Vogel. Jener, von dem Astrid Lindgren sagte, "die Natur schießt ihn in die Menschen hinein". Vielleicht ein Bote aus dem Unbewussten, sicherlich ein eruptives Temperament auf sechs krallenlosen Beinen und einer Knopfleiste. Eine Figur, die nicht fragt, ob sie stört. Sie ist einfach da – und meint es ernst.
Schaut man genauer hin, kommt der Verdacht auf: Der Vogel ist kein Besucher. Er ist der Künstler. Oder besser: das, was von ihm bleibt, wenn alles Unnötige abgeschüttelt ist. Man stelle sich vor: ein stiller Nachmittag auf dem Steinäckerle. Das Licht flimmert, die Enz fließt gelassen, Grillen zirpen. Alles ist ruhig. Und dann: zisch! Ein scharlachroter Impuls materialisiert sich unter dem Dach der ramponierten Pergola. Der Künstler greift nicht mehr zum Pinsel. Der Pinsel hat längst ihn ergriffen.
Und doch ist in diesem Bild nichts bloß ein Scherz. Der Humor ist fein gesponnen – fast alchemistisch eingewoben in die expressive Ernsthaftigkeit. Eine deformierte blaue Gartenstuhllehne windet sich, als hätte sie dem roten Vogel schon mehr als einmal als Sitzmöbel gedient. Die verrosteten Träger der zerstörten Pergola stemmen sich müde, aber willig gegen das Unvermeidliche. Und die Ruine? Ortsbekannt, massiv, erhaben. Sie überragt die Szenerie, als sei sie die einzige, die wirklich weiß, worum es hier geht.
Gäbe man dem Vogel eine Stimme – und man hat das Gefühl, er hat eine –, dann würde er sagen:
"Ich bin der Teil von dir, den du nicht kontrollierst. Ich bin das, was dich malt, während du glaubst, zu malen." Ich bin kein Tier. Ich bin ein Übergang.
Denn genau darum geht es in diesem Bild: um das Dazwischen. Zwischen Künstler und Kreatur. Zwischen Skurrilität und Eingebung. Zwischen Welt und Werk. Der rote Vogel ist ein Zwischenwesen – ein flammender Ausruf der Natur, der nicht erklärt, sondern entfacht. Und wenn am Ende jemand fragt, ob dieser Vogel wirklich existiert – nun ja: Das kommt ganz darauf an, wie gut man zuhören kann, wenn die Natur schießt.
copyright by
Beo Bachter im August 2025

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"frankophiler Käsevogel"
Materialdruck / Unikat, auf Hahnemühle Kupferdruckbütten 2016
65 x 50 cm
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Begleittext zu
"frankophiler Käsevogel"
(ein Botschafter in Sachen Käse)
Wie es dazu kam?
Es war bei einem Jazzkonzert in Vienne. Ich war unterwegs zu dem Töpfer Jean Jacques Dubernard, um einige Keramikteller zu bemalen, und legte in Vienne einen Zwischenstopp ein. Schon am Ortseingang kündigten Plakate ein Jazzfestival an, und die ganze Stadt war voller musikbegeisterter Besucher. Zwischen Saxophonklängen und dem Duft frisch gebackener Baguettes entdeckte ich einen Flohmarkt – ein kleines Paradies für Fundstücke mit Geschichte.
Dort fiel mir ein Klischee für eine französische Käsewerbung in die Hände. Ich kaufte es, ohne zu wissen, was ich damit anfangen würde. Zurück in meiner Druckwerkstatt, betrachtete ich die metallene Form erneut – und plötzlich sah ich es: Der Umriss erinnerte frappierend an einen Vogelschnabel. Die Verbindung von Schnabel und Käse war geboren.
Ich begann, aus verschiedenen Materialien ein vogelartiges Wesen zu komponieren, das sich schließlich auf meinem Druckbogen niederließ. Mit schnellen, farbkräftigen Druckgängen entstand ein Unikat: ein Vogel auf einer Stange, mit einem Schnabel in Form einer französischen Brie-Ecke – ein echter "frankophiler Käsevogel".
Später stellte sich heraus, dass dieser Vogel nicht nur Jazz mochte, sondern auch eine Vorliebe für Camembert hatte – allerdings nur solchen mit musikalischer Rinde. Man munkelt, er pfeife heimlich Duke Ellington durch das Käseloch seines Schnabels, wenn niemand hinsieht. Angeblich wurde er einmal in der Nähe eines Klosters gesichtet, wo er versuchte, die Mönche zu überreden, statt Gregorianik lieber auf Bebop umzusteigen. Leider hatte er vergessen, dass Brie in größeren Mengen eher schläfrig macht – was seine Argumentation etwas lückenhaft erscheinen ließ.
Manche behaupten sogar, er sei ein seltener Jazzufant, eine Unterart des "Groovigen Käsereihuhns", das nur während französischer Flohmärkte auftaucht und sich von typografischen Bleibuchstaben ernährt. Ob er wirklich fliegen kann, bleibt ungeklärt – aber immerhin hat er es geschafft, von Vienne bis in diesen Druckbogen zu flattern.
Ich kehrte später noch einige Male nach Vienne zurück, auch um Jean Jacques’ Töpferei wiederzusehen. Leider besteht sie heute nicht mehr in der Form, wie ich sie einst kannte – aber der frankophile Käsevogel hat überlebt. Und vielleicht pfeift er gerade jetzt wieder eine kleine Jazzphrase, irgendwo im Schatten eines Weinfasses oder auf dem Rand einer Käseplatte.
copyright by
Beo Bachter im August 2025
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"städtische Nachteule"
Materialdruck Unikat auf bhutanischem Daphnepapier 2009
83 x 55 cm
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